Die biodynamische Landwirtschaft

Lebensprozesse mit natürlichen, auf dem Hof hergestellten, am frühen Morgen dynamisierten und dann auf das Feld gebrachten Präparaten stimulieren...

Biodynamisch ?

Die 1924 von Rudolf Steiner begründete biodynamische Landwirtschaft kann als erste biologische Anbaumethode betrachtet werden. Vorbildlich in ihrer Kreislaufwirtschaft, wird sie mittlerweile von tausenden Landwirten auf der ganzen Welt praktiziert.

Die Landwirtschaft als Kulturgrundlage

Als wir am 2. Oktober 1999 zum 20-jährigen Jubiläum von L'AUBIER gemeinsam ein Weizenfeld gesät haben, konnten wir mit Recht sagen: schon 20 Jahre…

Aber eine Zeitspanne von 20 Jahren, d.h. knapp eine Generation, ist für eine landwirtschaftliche Zeitrechnung ein fast verschwindend kleiner Moment. Was hat das Saatgut, mit dem wir säen, für eine Geschichte? Der Weizen wurde vor etwa 10‘000 Jahren zu einer Kulturpflanze. Seit dieser Zeit existiert eine ununterbrochene Kette von Saatgut über alle Jahre, alle Generationen, alle Kulturen, Völker, Epochen… Ein Lebensfaden darf nie abreissen und dieser „Weizen-Faden“ hält seit Jahrtausenden. Wir stehen in diesem Strom. Wir spinnen ihn weiter und bilden somit eine Brücke zwischen tiefer Vergangenheit und ferner Zukunft. Darum sind auch diese winzigen 20 Jahre wichtig für den ganzen Lebensbogen.

Die Pflege der Erde

Die Landwirtschaft hat als erste Aufgabe die Kultivierung der Natur, die Arbeit mit Boden, Pflanzen und Tieren. Dort, wo die Natur-Evolution endet, beginnt die Arbeit des Landwirts als Landschaftsgestalter, als Pflanzenzüchter, als Tierhalter, als derjenige, der alle Faktoren in einen umfassenden „landwirtschaftlichen Organismus“ einbindet. Unsere Zeit verlangt jetzt die nächste Stufe in dieser Naturbearbeitung. Zwei Wege stehen offen. Auf der einen Seite die Manipulation der Natur über die Gentechnik. Am Kleinsten wird laboriert, um grosse Lebenszusammenhänge zu modifizieren. Die Sache scheint sehr intelligent, entbehrt aber jeder Weitsicht. Die Terminator-Technik zeigt deutlich die Richtung dieses Weges: die genmanipulierten Pflanzen produzieren kurz vor der Ernte ein Enzym, das die Keimfähigkeit der reifen Körner vernichtet. Sind diese dann geerntet, können sie nie mehr als Saatgut gebraucht werden, weil sie steril sind. Die Körner sind tot wie Steine. Dadurch gerät der Bauer in die totale Abhängigkeit vom Saatgut-Hersteller, z.B. der Firma Monsanto

Auf der anderen Seite steht die menschengeführte Naturentwicklung durch die biologisch-dynamische Landwirtschaft. „Biologisch“ steht für einen naturschonenden, artgerechten Umgang mit Boden, Pflanzen und Tieren, unter Ausschluss von Kunstdünger, Pestiziden und Industriefutter. Das „Dynamische“ steht für einen nächsten Schritt: Die landwirtschaftlich genutzte Natur soll auch bewusst weiter entwickelt werden. Es ist das Ziel des biologisch-dynamischen Landwirts, das Entwicklungspotential der Lebewesen wachzurufen. Dabei geht er nicht vom Detail aus wie der Gentechniker, sondern alle Arbeit dient der Entwicklung des geschlossenen Kreislaufes auf dem Hof. Dadurch wird der Hof zum landwirtschaftlichen Organismus, d.h. zu einer lebendigen Einheit von Boden, Pflanzen und Tieren. Werden auf einem solchen Hof die biologisch-dynamischen Präparate angewendet, wird ein Quell von neuen Lebenskräften erschlossen. Damit ist der Schritt vollzogen über den Naturschutz hinaus zur Kultivierung der Natur auf unserem Planeten Erde. Der Mensch verantwortet seine Stärkeposition gegenüber der Natur, indem er sie auf den Weg seiner kulturellen Entwicklung mitnimmt. Damit wird ein geistiges Unternehmertum gegenüber der Natur begründet und realisiert.

Die Nahrungsmittel-Produktion

Die zweite Aufgabe der Landwirtschaft empfängt sie aus der Gesellschaft als Auftrag, Nahrungsmittel und Rohstoffe zu produzieren. Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist die Landwirtschaft dabei an dieser Aufgabe zu zerbrechen. Tiefste Weltmarktpreise für Massenware treiben Dörfer, Bauern und Farmer in den Ruin – und die Konsumentenschaft in den Industriestaaten hat die Wahl zwischen BSE-Fleisch, Dioxin-Hühnern usw. Die Landwirtschaft ist gleichzeitig bedürftiger Subventionsempfänger und unberechenbarer Skandalverursacher... Daraus kann man folgern:

1. Betreibt man die Landwirtschaft nach industriellen Kriterien, geht sie bankrott. Ihre Wertschöpfung funktioniert genau umgekehrt wie die industrielle: Sie arbeitet aus dem allgemeinen Naturzusammenhang hin auf das einzelne Produkt, d.h. sie muss der Industrie volkswirtschaftlich ein komplementärer und nicht ein gleichgeschalteter Partner sein.

2. Die Produkte sind hochsensible Lebensmittel. Für sie ist nur die Strategie der grösstmöglichen Qualität am Platz. Die tagtägliche biologisch-dynamische Arbeit auf den gut 30 Hektaren unseres Hofes ist eine reiche und anspruchsvolle Aufgabe.

Biologisch-dynamische Landwirtschaft zu betreiben heisst für uns auch:

  • Die Verantwortung des Menschen gegenüber der Erde wahrzunehmen.
  • Die wirtschaftliche Isolation der Landwirtschaft durch die Assoziation mit anderen Unternehmenssektoren überwinden.
  • Produktion, Verarbeitung und Verkauf von Lebensmitteln höchster Qualität, ausgezeichnet mit dem "Demeter"-Label.